Universitäten als "Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden" haben die Aufgabe der Entwicklung der Wissenschaften durch Forschung, Lehre und Studium sowie der Vermittlung von Berufsqualifikationen. Im diesem Kontext haben die Universitäten neben vielen administrativen, wissenschaftlichen und anderen Prozessen auch eine Reihe von akademischen Prozessen zu organisieren und durchzuführen. Hierzu gehören beispielsweise der Promotionsprozess, der Habilitationsprozess oder der Berufungsprozess.
Die vorgenannten Prozesse zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mit den Universitäten und den rechtlichen, wissenschaftlichen und weiteren Rahmenbedingungen über sehr lange Zeiträume entwickelt und gefestigt haben und sinnbildlich für die wissenschaftliche/berufliche Entwicklung an Universitäten stehen. Einflussfaktoren wie der demografische Wandel, die Verknappung von Arbeitskräften im Allgemeinen und der Wettbewerb um Akademiker zwischen Privatwirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Universitäten und anderen im Speziellen bedeuten für die Universitäten mehr und mehr eine Umkehr bislang geltender Muster: Für potenzielle Interessenten einer wissenschaftlichen Berufslaufbahn ergeben sich zunehmend Alternativen. Am Beispiel des Berufungsprozesses wird deutlich: Der Wettbewerb um wissenschaftliche Spitzenkräfte gewinnt für die Universitäten stark an Bedeutung. Attraktive Angebote kommen heute immer mehr auch von internationalen Hochschulen. Häufig ist deshalb neben den angebotenen Rahmenbedingungen auch das Wissen um potenzielle Kandidaten, der frühzeitige Einstieg in die Vorbereitung von neuen Besetzungen, die Geschwindigkeit in der Abwicklung des Berufungsprozesses, die Flexibilität in der Reaktion, das Bewusstsein über die Verhandlungsspielräume und nicht zuletzt die 'Entstehung' des Angebots in Bezug auf die Überzeugungskraft entscheidend. Die Gestaltung der Berufung hat somit direkten Einfluss auf die wissenschaftliche Qualität der Universität.
Im Ergebnis beeinflusst die Organisation der akademischen Prozesse deren Erfolgswahrscheinlichkeit. Insofern macht es für Universitäten bzw. für die einzelnen Fakultäten Sinn, sich mit der organisatorischen Gestaltung der Prozesse zu beschäftigen. Ziel eines solchen Optimierungsvorhabens sind unter anderem die Verkürzung der Verfahren bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz, die Erhöhung der Transparenz des Prozesses mit dem Ziel der Verbesserung der Steuerbarkeit, die gezielte und standardisierte Abbildung der wirtschaftlichen Effekte und Implikationen auch über den Zeitraum des eigentlichen Prozessablaufs hinaus sowie die Optmierung und Implementierung von betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten.
Dabei sind im Zeitalter der Digitalisierung auch die die akademischen Prozesse unterstützenden IT-Tools zu betrachten. Nicht selten sind der Erfahrung nach gerade tradierte Prozessschritte wie beispielsweise stufenweise Zeichnungsverfahren Grund für zeitliche Verzögerungen im Prozess.